Seid ihr bei eurer Suche nach einem neuen wirklich leichten, aber doch stabilen Trekkingstock auch schon einmal auf den ultraleichten composite bamboo gestoßen? Wie markreif ist dieses  Konzept für einen  neuartigen ultralight Trekkingstock?

Wir haben uns mit dem  Erfinder und Entwickler Prof. Dr. Gerhard Scharr persönlich getroffen um mit ihm über seine innovative Entwicklung zu sprechen.

Über die Entwicklung des composite bamboo

Inspiriert von den Eindrücken der ISPO Winter im Februar 2009 reifte bei Professor Scharr, bereits auf der Rückfahrt von München nach Rostock, die Idee zum Bau eines Leichtbaustockes in Sabbauweise. Noch am selben Abend hat er auf einem Schmierpapier die nötigen Abmessungen eines Stabes aus kohlenstofffaservertärktem Kunststoff (CFK) mithilfe der Eulerschen Knickformel berechnet. Zwei Wochen später hatte er dann in Eigenleistung den ersten Prototypen des Stabelementes fertiggestellt.

Dabei entstand ein 1 m Stab aus mehreren dünnen CFK-Stäben die über mehrere Querverstrebungen miteinander verbunden sind. Auf diese Weise wird das Gesamtelement gegenüber hohen Belastungen stabilisiert. Das Konzept ist aus der Natur abgeschaut, wo sogenannte Nodien (Knoten) die hohe Stabilität und Elastizität von Bambusstangen maßgeblich prägen. Diese Anlehnung hat letztlich auch zur Namensgebung des Leichtbaustockes geführt.

Seitdem ist einige Zeit vergangen und es entstanden 19 weitere Versionen, die nach Angaben des Entwicklers alle denkbaren Variationen im Aufbau abdecken. Dabei stellte sich das Konzept als sehr flexibel heraus, da sich durch Art und Anzahl der CFK-Stäbe, der Verbinder und deren Querschnitte die gewünschten Eigenschaften des Bauteils ganz genau auf den Einsatzzweck justieren lassen. Selbst gegen eventuelle Torsionsbelastungen hat der Professor ein Rezept: zusätzliche helikalgewickelte CFK-Bänder könnten den Stock gegen Drehbewegung stabilisieren.

Bei den Spitzen und Griffen greift der Erfinder auf Produkte namhafter Hersteller zurück. Desweiteren ist eine Hülle geplant, die zumindest im unteren Bereich den Stock vor Verschmutzung schützen soll.

Technische Details des composite bamboo

Die Stabkonstruktion wurde bislang mit Querschnitten von 18mm und 16mm hergestellt und entspricht damit den handelsüblichen Maßen. Es wurden Stöcke mit 4-6 CFK-Längsstäben angefertigt.

Durch die Bauweise wird die Stocklänge theroetisch nicht eingeschränkt . Es sind also Stocklängen von 1,0-1,6m denkbar. Dies würde für den Einsatz bei Nordic Walking, Skilanglauf aber auch als Wander/Trekkingstock sprechen.

Im Vergleich mit einem Nordic Walkingstock der mittleren Preisklasse aus Aluminium (115 g/m) ist der composite bamboo (36 g/m) ein Federgewicht. Daraus resultiert mit Spitze und Griff ein gesamt Stockgewicht von 99 g.  Griff und Spitze sind dabei also für über 60% des Gesamtgewichtes verantwortlich.

  • Längen: maßgeschneidert
  • Querschnitte: 18 mm , 16 mm
  • Material: CFK Stäbe
  • Gewicht: 99 g (bei 1,2 m länge)
  • Preis: noch nicht bekannt

Konstruktionsbedingt sind die Leichtbaustöcke je nach Einsatzzweck maßgeschneidert und leider nicht in der Länge verstellbar.

Zukünftige Entwicklung

Nach Aussage von Herrn Professor Scharr hat der composite bamboo die Marktreife erreicht. Er wird auf der diesjährigen OUTDOOR 2010 in Friedrichshafen (Halle 5A Stand 322) mit 6 Varianten des composite baboo anzutreffen sein, wobei er auch einen Erlkönig mit im Gepäck hat den er vor Ort ausstellen wird.

Alle Interessierten, die es nicht zur Outdoor schaffen, können sich den composite bamboo übrigens auch bis Ende des Jahres 2010 im Rostocker Zoo in der Darwinbox ansehen. Dort findet zur Zeit eine Ausstellung zum Thema Leichtbau  statt.

Es wird wohl maßgeblich von der Resonanz auf den Messen abhängen auf welche Weise dieser interessante Leichtbaustock seinen Weg auf den freien Markt finden wird.

Fazit zum composite bamboo

Der composite bamboo ist in punkto Gewicht zur Zeit unschlagbar und die Konstruktion und Optik machen ihn zum absoluten Hingucker. Wenn man die Stöcke in die Hand nimmt und damit los zieht fällt einem im Vergleich zu anderen Stöcken sofort auf,  dass die Spitze den Hauptteil des Trägheitsmomentes ausmacht, dieses Handling war für mich sehr beeindruckend.

Anfangs traut man sich kaum den composite bamboo stark zu belasten, da er doch sehr filigran wirkt, nach kurzer Eingewöhnung ist dies jedoch vergessen. Als Trekkingstock für eine Ultralight Tour ist der composite bamboo sicher gut geeignet, da  das Gewicht durch die Leichtbauweise um gut 200 g reduziert werden  kann.

Konstruktionsbedingt muss man beim composite bamboo aber auf die Längenverstellbarkeit verzichten. Dies kann gerade bei starken An/Abstiegen ein Nachteil sein. Wer aber  explizit einen Ultralight Trekkingstock (oder einen neuen Nordic Walking bzw. Skilanglaufstock ) sucht, für den könnte der composite bamboo tatsächlich der Trekkingstock der Zukunft sein.

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4 Kommentare

  1. Die Gewichtsersparnis ist schon beeindruckend, hoffe das Stöckchen auf der Outdoor auch einmal etwas näher betrachten zu können. Danke für deinen Vorabbericht!

    Fehlende Längenverstellung ist natürlich ein Manko, stufenlos muss es ja nicht sein aber zumindest eine Zweiteilung für den Transport wäre natürlich schon praktisch…

    Praxistest und Preis sind natürlich auch immer ein Kaufkriterium und das steht ja noch aus, ich bin jedenfalls gespannt.

  2. Hey,
    ich für meinen Teil wandere sehr viel in den Bergen umher und wahrscheinlich auch so meine Schwierigkeiten damit, mich auf die Belastbarkeit eines so leichten Stocks zu verlassen. Aber da hilft wohl wirklich nur ein definitiver Griff danach. Der Vorbericht macht zumindest mal Lust auf einen Test.

  3. irgendwie scheint das Produkt eingeschlafen zu sein. Jetzt (2012) findet sich dazu nichts mehr als alte Vorabberichte, in „freier Wildbahn“ habe ich so ein Teil auch noch nie gesehen.

    Weiß jemand mehr?

    GEB

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