Der Tag begann wenig vielversprechend, als wir die Herberge verließen. Der Himmel öffnete seine Schleusen, und wir kämpften uns durch den prasselnden Regen die Straße entlang. Unterwegs trafen wir unseren Pilgerfreund Stefan wieder, mit dem wir seit Colinas de Arriba immer wieder Etappen des Camino gemeinsam gegangen waren. Es fühlte sich fast schon wie eine kleine Wanderfamilie an.

GPS Daten der Wanderung auf dem Camino Primitivo

Details
Primitivo – 007 – Berducedo – Grandads de Salime
Collection
?
Export
Details
Aktivität
Wandern
Rundweg
Ja
More Details

Unterschiedliche Perspektiven auf einen Tag

Von diesem Tag gibt es mindestens zwei Versionen. Stefan empfand den Regen und das durchwachsene Wetter als eine echte Herausforderung und bezeichnete ihn später als einen der schlimmsten Tage auf dem Camino. Für uns hingegen war es der schönste Tag der gesamten Reise.

Nachdem wir die Straße hinter uns gelassen hatten, führte unser Weg über einen traumhaften Wanderpfad ins Tal hinab. Der Starkregen vom Morgen war inzwischen nur noch ein gelegentliches Nieseln, und die Landschaft wirkte wie aus einer anderen Welt. Am Wegesrand blühten Blumen, und die Nebelschwaden, die sich durch die Hügel und Täler zogen, verliehen der Szenerie eine nahezu mystische Atmosphäre.

Die imposante Staumauer und der See

Plötzlich konnten wir in der Ferne eine massive Staumauer erkennen, hinter der sich ein großer Stausee erstreckte. Der Embalse de Grandas de Salime ist nicht nur beeindruckend groß, sondern liegt eingebettet in einer malerischen Landschaft, die an diesem Tag durch die tiefhängenden Wolken und die feuchte Luft fast wie ein Gemälde wirkte.

Der Abstieg dorthin führte uns hinunter zur Straße, die wir ein Stück weit folgen mussten. Doch die spektakuläre Kulisse entschädigte für alles. Besonders beeindruckend war ein Durchgang durch die Felsen, der zu einem überdachten Aussichtspunkt führte. Dort machten wir eine wohlverdiente Pause und genossen die einzigartige Aussicht auf den See und die umliegenden Berge.

Fotos von der Wanderung nach Grandads de Salime

Grandas de Salime und das Museo Etnográfico

Nach dem anstrengenden Aufstieg entlang der Straße erreichten wir endlich Grandas de Salime, eine ruhige und charmante Ortschaft, die vor allem für ihre historische Bedeutung und ihre naturnahe Umgebung bekannt ist. Neben dem berühmten Stausee beherbergt der Ort das Museo Etnográfico de Grandas de Salime, eines der ältesten und umfangreichsten Ethnografiemuseen in Asturien.

Dieses Museum bietet einen faszinierenden Einblick in das Leben vergangener Jahrhunderte in der Region. Es zeigt traditionelle Handwerke, landwirtschaftliche Geräte und Alltagsgegenstände, die einen lebendigen Eindruck davon vermitteln, wie die Menschen hier einst gelebt und gearbeitet haben. Für Pilger und Touristen ist es eine wahre Schatztruhe der asturischen Kultur und Geschichte. Leider hatte es aber schon geschlossen, als wir dort ankamen.

Ein unerwartetes Highlight am Abend

Am Abend erfuhren wir, dass in der Nacht zuvor ein Musikfestival stattgefunden hatte, weshalb die Restaurants erst später öffneten. Das Warten lohnte sich jedoch: Wir entdeckten eine unscheinbare Bar, die von außen kaum erahnen ließ, welch kulinarische Überraschung uns dort erwartete. Wir entschieden uns für einen veganen Burger, der sich als wahrer Genuss herausstellte. Zwar war er nicht gerade günstig, doch sein unvergesslicher Geschmack machte das mehr als wett – schon der Gedanke daran lässt mir wieder das Wasser im Mund zusammenlaufen.

Auch das Ambiente der Bar war etwas Besonderes: Sie erstrahlte im charmanten Stil der 70er Jahre und befand sich schon seit ebenso langer Zeit in Familienbesitz. Ein Ort mit Geschichte, an dem wir uns sofort wohlfühlten.

Ein trauriger Vorfall in Grandas de Salime

Leider schreibt die Ortschaft auch traurige Pilgergeschichte: Im Jahr 2015 wurde hier eine amerikanische Pilgerin Opfer eines Gewaltverbrechens. Dieser Mord erschütterte die gesamte Pilgergemeinschaft und führte zu Diskussionen über die Sicherheit auf dem Camino. Es ist eine tragische Erinnerung daran, dass selbst auf einem Weg, der für Frieden und Gemeinschaft steht, Dunkelheit lauern kann.

Weitere Wanderungen