Ein neuer robuster Wanderschuh für Touren abseits der breiten Waldwege stand auf meiner Wunschliste. Der Neue sollte meinen Hanwag Tatra Trekkingstiefel teilweise ersetzen, da dieser mir auf einigen leichteren Touren ohne schweren Rucksack doch etwas zu „stabil“ erschien. Etwas leichter und flexibler sollte der Neue also werden. Trotzdem waren schon ähnliche Qualitäts- und Austattungsmerkmale wie beim Tatra gefordert.

So sollte der Wanderschuh ebenfalls aus Leder sein, ohne „scheißtreibende“ Membran, damit man ihn bei überwiegend trockenem und sehr warmen Wetter auch noch angenehm tragen kann. Eine Regentour sollte er aber natürlich auch überstehen, ohne gleich zur Badewanne für meine Füße zu mutieren. Eine ordentliche Behandlung mit Wachs um den Trekkingschuh aus Leder wasserdicht – bzw. annährend wasserdicht zu bekommen ist vorher natürlich selbstverständlich.

Der Hanwag Omaha Wanderstiefel

Die Wahl viel wieder auf einen Schuh von Hanwag: Der Hanwag OMAHA wird vom Hersteller  als „bequemer, vielseitiger Allroundwanderstiefel“ bezeichnet. Um es gleich vorweg zu nehmen, die gewünschte Gewichtseinsparung gegenüber dem Hanwag Tatra fällt leider für meinen Geschmack etwas mager aus – nur knapp 90 gr. pro Schuh (740gr. statt 830gr. bei Größe 43) bringt der Omaha weniger auf die Waage.

Zur richtigen Einschätzung muss man allerdings anmerken, dass der Tatra in Anbetracht der robusten Ausführung, der guten Verarbeitung, der stabilen Sohle und dem sehr guten Seitenhalt – ein doch relativ leicher Trekkingstiefel ist. Insofern hat es der Omaha sicher auch nicht leicht, ohne größere Einschränkungen in diesen Punkten, auch noch viel Gewicht einzusparen.

Details zum Hanwag Omaha

  • Größen: 6 -13
  • Gewicht: 660 g bei Gr. 7,5  (eigene Messung bei Größe 43 /9,5 = 740gr.)
  • Farben: Asche, Erde
  • Obermaterial: Nubuk gewachst
  • Futter: Leder
  • Sohle: Vibram® Endurance
  • feste Trekking-Brandsohle
  • edles Nubuk als Obermaterial und handschuhweiches Futterleder
  • bequemen Trekking-Leisten
  • Kunststoffbrandsohle
  • griffige haltbare Vibrams Sohle

Der Wanderschuh von Hanwag ist super verarbeitet

Wenn man den Hanwag aus dem Karton nimmt fällt erst einmal auf, dass er im Vergleich zu mach einem leichten Trekkingschuh aus „Kunststoff“ nicht so unangenehm riecht. Er müffelt nicht nach ausdünstendem Kleber oder Kunstoff, obwohl natürlich auch hier (z.B für die Sohle)  Kunststoff und Kleber verarbeitet wurde. Als nächstes fällt einem die tolle Verarbeitung des Leders ins Auge.  Alle Nähte sind sehr sauber und exakt gearbeitet. Die Verklebung  zur Sohle weist kein Spaltmaß oder überschüssigen Klebstoff auf – da hab ich schon anderes gesehen!

Die  Vibram® Endurance Sohle ist vom Hanwag Kharta / Tingri  bekannt,  zumindestens ist die Optik des Profils identisch. Sie  hat ein recht grobstolliges Probil mit einer Profiltiefe von ca.5 mm. Die Sohle ist vorne etwas hochgezogen und hinten am Haken ist sie nach oben abgerundet. Die Sohle bzw. das Gummi der Sohle ist ansonsten nicht weiter hochgezogen und bietet deshalb auch keinen Geröllschutzrand oder Schutz für den Vorderfuß.  Allerdings ist das Leder  in diesem Bereich recht stark, so dass eventl. Beschädigungen und Kratzer wohl hauptsächlich die Optik beeinträchtigen werden. Aber es ist klar, das der Omaha von der Konstruktion her nicht für lange Bergtouren auf scharkantigem Alpengeröll ausgelegt ist.

 

Test und Erfahrung mit dem Hanwag Omaha

Der Schuh wurde bereits direkt nach dem Kauf mit Sno-Seal Lederwachs behandelt (siehe: Pflegetipps für Wander- und Trekkingschuhe aus Leder).  Gleich beim ersten Anziehen hat man ein angenehmes Gefühl in dem von innen mit weichem Leder ausgeschlagenen Schuh. Die Schnürung lässt sich schnell und einfach justieren.

Die ersten Tour führ den Omaha auf eine 3 Stunden Tour ins Okertal im Harz. Steiler Anstieg, geschotterte Waldwege und ein etwas rutschiger Abstieg über einen schmalen Pfad. Man fühlt sich vom Anfang an wohl im Hanwag, obwohl er  natürlich anfangs noch etwas steif ist. Das ist aber gerade bei Lederschuhen ganz normal. Nach ein paar Stunden, also schon am Ende dieser ersten Tour,  fühlt er sich schon etwas softer an.  Die Sohle hat einen guten Gripp auf Schotter,  in matschigen Terrain sowie im nassen Grass. Nicht ganz so toll ist die Rutschfestigkeit auf nassen Steinen und Wurzeln.  Insgesamt liegt der Sohlengripp aber auf einem hohen Niveau. Der Halt im Schuh ist, für die Höhe des Schaftes und die Gewichtsklasse dieses Wanderschuh, sehr gut.

Die nächste Tour führt den Hanwag Omaha durch das Ilsethal hinauf auf den Brocken, der höchste Erhebung im Harz. Bis auf wenige Ausnahmen geht es meist über breite geschotterte Waldwege. Auch diese meistert der Omaha souverain. Der Sohlenaufbau ist nicht zu hart und durch den abgerundeten Sohlenbereich am Hacken, rollt der Schuh gut ab. Insgesamt muss man aber sagen, das der Schuh hierfür auch schon wieder etwas zu stabil ist – so einen Weg könnte man auch gut mit einem noch leichteren Schuh gehen.

Die dritte Testtour, die der Omaha über sich ergehen lassen muss, führt in die Alpen. Eine Bergwanderung bei Garmisch-Partenkirchen  zum Brüstelkopf und zur Ennigalm. Das Wetter war sehr wechselhaft: der Aufstieg führt bei strömender Regen u.a. über einen steilen matschigen Wiesenpfad. Beim Weg über den Bergkam gab es einen Hagelschauer und dann auf der Alm – Sonnenschein satt.  Der Schuh hatte bei jedem Wetter ein gutes Innenklima. Der Regen blieb draußen  – trotz relativ langer Passagen durch Matsch und nasses Gras. Bei Sonne am Nachmittag , auf der Alm, machte sich die fehlende Membran bezahlt – die Füße waren anschließend nicht „schweißnass“.  Auch auf dieser etwas Anspruchsvolleren Tour war der Schuh angenehm zu tragen und nicht zu schwer, mit einem guten Seitenhalt und Sohlengripp. Die Tour war eigentlich fast ideal für den Schuh vom festen geschotterter Waldweg über einen kernigen aber nicht zu wilden Bergpfad und an anderer Stelle über morastige Almwiesen – da war fast alles dabei.

Der Klimakomfort ist für mein Empfinden bei warmen Temperaturen auf jeden Fall wesentlich besser wie bei Schuhen mit Membran. Trotz des ordentlich aufgetragenen Wachs ist die Dampfdurchlässigkeit wohl noch recht ordentlich.

Der Hanwag Omaha im Vergleich zum Hanwag Tatra

Der Omaha wird von Hanwag eine Klasse tiefer eingeordnet wie der Tatra – zu recht!  Die Sohle ist etwas weicher und die Stabilität kann auch nicht ganz mit dem Tatra mithalten, so dass dieser in schwierigem Gelände im Vorteil ist. Der Sohlengripp ist zumindest  auf Schotter, im Matsch und auf nassen Wiesen bei beiden Modellen auf ähnlich hohem Niveau. Auf nassen Steinen und Felsen ist der Tatra aber klar im Vorteil (hier schlägt er sich besser wie alle anderen Schuhe die ich bisher getragen habe).  Auf festen Waldwegen hingegen ist der Omaha der Sieger – er rollt besser und weicher ab wie der Tatra.

Meine Empfehlung: Wenn man häufig auf festen und ebenen Wegen unterwegs ist und nicht soviel Gepäck hat, aber durchaus auch mal einen ausgiebigen Abstecher in schwierigeres Terrain unternimmt, dann ist man mit dem Hanwag Omaha sehr gut ausgestattet. Hier profitiert man dann auch vom etwas niedrigeren Gewicht. Wenn man aber häufig mit schwerem Gepäck (über 15kg) unterwegs ist und/oder feste Waldwege so gut es geht meidet dann sollte man das Mehrgewicht nicht scheunen und zum Hanwag Tatra greifen.

Beurteilung des Hanwag Omaha

Der Schuh ist wie oben schon angedeutet für ein großes Einsatzspektrum geeignet. Klar bei Wanderungen die nur auf festen eben Wegen stattfinden dürfte es auch ein leichterer Schuh sein. Auch klar ist, dass auf  Touren die ausschließlich in schweres Gelände führen etwas mehr Stabilität wünschenswert wäre. Der Omaha aber macht in allen Fällen seine Sache noch gut und kann so eben recht universell eingesetzt werden. Die Schnürung ist leichtgängig und exakt einzustellen.

Das Schuhklima ist bei Wärme besser wie in Schuhen mit Membran und bei Regen hält ein gut gepflegter Lederschuh auch lange dicht. Die Verarbeitung des Wanderschuhs ist sehr gut – einer langjährigen Nutzung scheint bei guter Pflege nichts im Wege zu stehen. Dann sind die, nicht ganz günstigen, Anschaffungskosten sicher auch schnell vergessen!

 

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5 Kommentare

  1. Habe mir heute diesen Schuh gekauft und war von Anfang an sehr angetan über den Halt, die Verarbeitung und die Vielseitigkeit. Da ich ihn weniger auf rauhen Wanderwegen einsetzen werde ist er wie es aussieht eine gute Wahl. Vielen Dank für den aufschlussreichen Artikel.

  2. Hallo,
    vielen Dank für die Erfahrungsberichte mit dem Omaha/Tatra. Habe gerade beide Modelle
    ausprobiert und schwanke noch. Haben sich die ersten Eindrücke des Omaha auch als  „Langzeitergebnisse“ erwiesen? Kannst Du mir speziell noch etwas zur Griffigkeit der Sohle im Schnee/auf Eis berichten?

  3. Hallo,

    wir fahren in Kürze nach München. Dort werden wir auch Wandern gehen. Eignen sich die Schuhe auch für sommerliches Wetter?

    LG

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