Cammino del Salento: Guide für die Küstenroute (Via del Mare)

Apulien ist bekannt für Sommerurlaub, aber wie sieht es mit einer Fernwanderung im Spätherbst aus? Der Cammino del Salento in Italien verbindet Lecce mit Santa Maria di Leuca, dem südlichsten Punkt des Stiefelabsatzes. Es gibt zwei Varianten dieses Pilgerwegs: Während die “Via dei Borghi” durch das Landesinnere führt, nehme ich euch in diesem Beitrag mit auf die etwa 115 Kilometer lange “Via del Mare” (Küstenroute).

Ich bin den Weg Ende November gelaufen – eine Zeit, in der die Touristenmassen weg sind und die Temperaturen bei angenehmen 15–20 Grad liegen, man aber auch mal vom Regen überrascht werden kann. Hier findest du alle Infos zu den Etappen, Unterkünften und meine GPX-Daten zum Download.

Kurzinfo

  • Start: Lecce (Porta Napoli)
  • Ziel: Santa Maria di Leuca (Basilika)
  • Länge: ca. 115 km (5 Etappen)
  • Schwierigkeitsgrad: Mittel (wenig Höhenmeter, aber teils sandig/felsig)
  • Beste Reisezeit: Frühling & Herbst (im Sommer zu heiß)

Die Route im Überblick

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Cammino Del Salento
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Allgemeine Informationen zum Cammino del Salento

Anreise zum Cammino del Salento

Meine Anreise mit dem Flugzeug von Hannover nach Brindisi war ein wilder Ritt mit zweimaligem Umsteigen und 7 bis 8 Stunden Reisezeit. Von dort geht es mit der Bahn weiter nach Lecce. Es ist auf jeden Fall sehr hilfreich, sich die Trenitalia App auf das Smartphone herunterzuladen, um Nahverkehrsverbindungen zu finden und Tickets zu kaufen.

Leider ist das öffentliche Nahverkehrsnetz ein wenig unübersichtlich; es gibt verschiedene Anbieter, die auch unterschiedliche Apps erfordern. Wer Italienisch lesen kann, sollte sich die Cotrap App installieren. Wer kein Wort versteht, kann sich auch über cotrap.it mit dem Google Navigator behelfen. Bei Cotrap findet man z. B. die Busstrecke von Brindisi nach Lecce, Verbindungen innerhalb von Brindisi zum Flughafen oder auch den Rückweg von Santa Maria di Leuca nach Lecce/Brindisi.

Wichtig: Ende November war der Busverkehr sehr mau; oft verkehrten nur 1–2 Busse am Tag auf den Strecken. Innerhalb der Saison (ich glaube bis Ende September) gibt es spezielle Sommerfahrpläne. Versucht hier am besten vorher ein wenig zu recherchieren, damit ihr am Ende nicht dumm dasteht. Fahrkarten könnt ihr gegen Bargeld im Bus kaufen (dort sind sie allerdings etwas teurer), oder ihr holt sie euch direkt über die App bzw. die Internetseite. Am Bahnhof findet man auch Fahrkartenautomaten mit deutscher Menüführung.

Übernachten auf dem Cammino del Salento

Wer den Cammino del Salento geht, findet ohne Probleme reichlich Unterkünfte über Booking.com oder andere Plattformen. Wer im Besitz des Pilgerpasses ist, kann zudem auf eine Reihe von Unterkünften zurückgreifen, die spezielle Preise für Pilger anbieten. Es kann also durchaus Sinn ergeben, sich den Pilgerpass zu holen – nicht nur, um die Pflege des Weges zu unterstützen. Die Preise für eine Übernachtung auf Booking liegen bei ca. 50 €, mal mit und mal ohne Frühstück.

Mit dem Zelt auf dem Cammino del Salento

Ursprünglich wollte ich den Weg mit dem Zelt gehen und habe es auch die ganze Zeit mit mir rumgeschleppt – benutzt habe ich es dann aber nicht. Wildcampen ist in Italien verboten. Zwar finden sich durchaus Orte am Strand und manchmal auch im Hinterland, allerdings ist der nächste Anwohner meistens nur einen Olivenhain entfernt.

Wer den Weg legal mit Zelt gehen möchte, muss sich an den Rhythmus der Campingplätze halten. Diese sind auch alle im Pilgerpass verzeichnet. Über Google Maps ist es oft schwer festzustellen, was wirkliche Campingplätze sind (auf denen man auch zelten kann) und was reine Wohnmobilstellplätze sind. Wenn wir uns an die Campingplätze aus dem Pilgerpass halten, würden die Etappen wie folgt aussehen:

  • 32 km: Villa Messapia (nur Bargeld, 25 € pro Nacht)
  • 15 km: Oasy Park
  • 22 km: Camping Porto Miggiano oder Camping La Scogliera
  • 22 km: Agriturismo Salento D’arare
  • 18 km: Camping Village Santa Maria di Leuca

Die Campingplätze, an denen ich vorbeigekommen bin, schienen Anfang November allerdings alle geschlossen zu haben.

Verpflegung & Wasser auf dem Cammino del Salento

Eigentlich hat man jeden Tag die Möglichkeit, unterwegs in einem kleinen Supermarkt etwas zu besorgen (auch wenn der nicht immer direkt am Wegesrand liegt) oder in einem Restaurant essen zu gehen. Wasser bekommt man häufig aus extra dafür vorgesehenen Wasserhähnen am Wegesrand, weswegen man nie sehr viel Wasser tragen muss. Ich habe euch die Wasserhähne in der Karte eingezeichnet.

Wasserversorgung am Wegesrand vom Cammino del Salento

Der Pilgerpass (Credenziale)

Wer etwas Jakobsweg-Feeling in Italien haben möchte, kann für die Strecke einen Pilgerpass erwerben. Die Kosten betragen 15 €; damit wird die Pflege des Weges unterstützt und man bekommt bei manchen Attraktionen und Unterkünften einen Rabatt. Natürlich kann man auch Stempel sammeln und am Ende eine Art Urkunde erhalten.

Ich habe Ende November allerdings die Erfahrung gemacht, dass es gar nicht so leicht ist, die Stempel zu bekommen, wie man es vielleicht aus Spanien kennt. Ich war allerdings auch sehr faul: Wenn die Stempelstellen nicht direkt am Weg lagen, habe ich mir keinen geholt. Mit meinen drei Stempeln am Ende der Wanderung habe ich auch gar nicht erst versucht, die Urkunde für das Abschließen des Weges abzuholen. Wer wie ich der Meinung ist, dass man den “Firlefanz” nicht braucht, kauft den Pass einfach, um die Pflege des Weges zu unterstützen.

Meine Etappen-Highlights & Erfahrungen auf dem Cammino del Salento

Etappe 1: Start in Lecce nach San Foca

Der Weg beginnt im wunderschönen, barocken Lecce. Interessant: Wer hier Schilder der Via Francigena sieht, läuft nicht falsch! Der Weg teilt sich streckenweise die Route mit der südlichen Erweiterung des bekannten Frankenwegs. Der erste Abschnitt führt schnell aus der Stadt hinaus in ruhigere Gefilde. Leider geht es sehr lange über Teerstraßen und der Großteil der Strecke ist nicht wirklich sehenswert. Wenn ich eine Etappe auslassen müsste, wäre es definitiv die erste. Aber keine Angst: Ab jetzt wird alles besser.

Etappe 2: Von Geisterstädten und Traumstränden

Die Küste im November hat eine ganz eigene Atmosphäre. Orte wie San Foca oder Torre dell’Orso wirken fast wie Geisterstädte, da viele Läden geschlossen haben. Das hat aber den Vorteil, dass man Sehenswürdigkeiten wie die Roca Vecchia oder die “Zwei Schwestern” (Due Sorelle) fast für sich allein hat. Die Landschaft wechselt ständig: Mal läuft man durch schattige Pinienwälder, dann wieder direkt am Strand oder über Klippen. Der zweite Tag hat mir deutlich besser gefallen. Das Etappenziel Otranto war auch wesentlich belebter als San Foca. Die Altstadt ist malerisch, sodass man sich nach der kurzen Etappe ruhig noch ein wenig dort umsehen und die Zeit vielleicht für eine Burgbesichtigung nutzen kann (Eintritt 3 €).

Etappe 3: Otranto – Castro & “Schottland-Vibes”

Nachdem man in Otranto den Hafen verlässt, verändert der Weg seinen Charakter drastisch. Statt Sandstrand erwartet euch eine raue, felsige Küstenwanderung. Bei starkem Wind und grauer See fühlte ich mich stellenweise eher wie in Schottland als in Süditalien – soweit ich das beurteilen kann als jemand, der noch nie in Schottland war. Der Tag endete für mich nach 31 km in Castro. Castro hat eine wunderschöne Altstadt, durch die ich in der Abendämmerung auf dem Weg zu meinem Hotel am Hafen bummeln konnte.

Etappe 4: Im Regen nach Corsano

Nach dem Hafen ging es unglaublich steinig am Strand entlang, immer parallel zur Straße in der Ortschaft. Das war echt langsam und mühsam zu gehen – und das auch noch im Regen. Wäre es ohne Probleme möglich gewesen, zur Straße aufzusteigen, hätte ich das eventuell gemacht, aber oft waren 1–2 Reihen Häuser oder Privatbesitz dazwischen. Der Weg endete schließlich in einer malerischen Bucht und führte dann steil bergauf. Der Rest des Tages führte wieder über eine Mischung von Schotterwegen und durch ausgestorbene Küstenorte nach Tiggiano, bevor es sehr städtisch zu meinem heutigen Ziel Corsano ging.

Etappe 5: Auf dem Weg zum Ende der Welt

Der Tag startete, wie der letzte endete: mit Teer. Allerdings gab es auch ein paar sehr coole Abschnitte zwischendrin, die vielleicht sogar das Highlight des Weges sind – wie die Wanderung auf dem Cipolliane-Weg, der in den Aufstieg durch die schmale Küstenbucht Ciolo mündet. Da kann man auch mal verdrängen, dass es die letzten Meter zum Leuchtturm und der Basilika in Santa Maria di Leuca nur noch an der Straße entlang geht.

Für mich ging es von hier wieder ca. 5 km landeinwärts zum Bahnhof in Gagliano del Capo für meine Weiterreise nach Brindisi.

Fazit: Lohnt sich der Weg?

Der Weg ist technisch nicht extrem anspruchsvoll, aber man sollte die Untergründe nicht unterschätzen. Es gibt viele geteerte Abschnitte, aber auch sehr sandige Passagen und schroffe Felsen, die Trittsicherheit erfordern. Wer Ruhe sucht, das Meer liebt und auch mal mit Wind und Wetter klarkommt, für den ist die Küstenvariante des Cammino del Salento im Spätherbst ein absoluter Traum.

Hast du Fragen zum Weg? Schreib sie gerne in die Kommentare!

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